Mittwoch, 11. Juni 2014

Es werden Wunder wahr

Nachdem ich die letzten beiden Tage heulend und kopfschüttelnd in meinem Zimmer gesessen und gesagt habe: "Nein, nein, nein, ich will hier nicht weg" und wirklich davon überzeugt war, dass ich das nicht schaffe, habe ich jetzt etwas Großes zu verkünden:

Ich habe mich für eine Gastfamilie entschieden!

Dass ich das mal sagen würde, hätte ich nie gedacht nach meinen - mittlerweile - 31 Vorschlägen.
Ich fange mal ein kleines bisschen weiter vorne an. Ich habe ja in meinem letzten Eintrag von der Familie aus Fairfield, Connecticut erzählt und dass das Skypen wirklich gut lief und ich die Kinder total niedlich finde. Als mir dann so langsam bewusst wurde, dass es es wahrscheinlich bald losgeht, bin ich halb durchgedreht. Ich saß, wie oben schon erwähnt, in meinem Zimmer und habe nur geheult, weil ich plötzlich totale Angst davor hatte, meine Familie zurückzulassen und "alleine" in eine völlig fremde Umgebung zu kommen. Dadurch, dass ich in dem letzten Jahr auch nicht wirklich viel gemacht habe, was arbeiten angeht, hatte ich Angst, dass ich die Energie für die Kinder nicht aufbringen kann und nur müde bin und nach Hause möchte. Die Vorstellung, alles hier für ein ganzes Jahr zu verlassen, hat mich so fertig gemacht, dass ich in dem Moment gar nicht mehr klarkam. Ich hab dann aber mit meiner supertollen Mama darüber geredet und danach ging es mir viel, viel besser. Am nächsten Tag ging das Ganze dann wieder los und da habe ich mir echt gedacht, ich will das alles nicht. Ich habe sogar im Internet nach einer Möglichkeit gesucht, noch ein FSJ zu machen. Irgendwann habe ich mich dann bei meiner Schwester ausgeheult und auch nochmal betont, dass ich das nicht packe und einfach nicht will und dass ich solche Angst vor Heimweh habe und davor, mich einsam zu fühlen. Dann kam mein Papa dazu und hat mir erzählt, dass er genau dasselbe gedacht hat, als er für 2 Jahre zum Bund musste und dass man immer Angst hat, wenn man eine wichtige Entscheidung trifft. Ich wäre nicht die Einzige, die diese "Torschlusspanik" hat und wenn ich dieses Jahr nicht auf die Reihe kriegen würde, wer dann? Und meine Eltern haben auch mehrfach betont, dass ich jederzeit zurück kommen kann, wenn es wirklich gar nicht mehr geht. Nachdem ich dann mit meiner Schwester noch bis 23 Uhr geredet habe, ging es mir deutlich besser, bis die Panik heute Morgen wieder verschwunden war.
Also, falls es jemandem vielleicht gerade auch so gehen sollte: Ich weiß, wie ihr euch fühlt, aber das geht wieder vorbei, ganz sicher!

So, dann stand um 14.30 Uhr das dritte Skypedate mit Familie H. aus Fairfield an und ich war wieder total aufgeregt, weil ich dieses Mal mit den Kindern reden wollte. Kaum habe ich die beiden Kinder und die Mama gesehen, war die Nervosität nicht mehr so schlimm. Die Kleine hat dann angefangen, mir Fragen zu stellen, wie:

"What is you favorite color?"
"What is your favorite TV show?"
"How are your friends?"
"What do you like to do?"
"How is living in Germany?"
"Do you have a favorite flower?"
"Have you seen 'Frozen'?" - natürlich kam diese Frage :D
"Do you like shopping?"
"Do you like to read?"

Ich habe natürlich auch einige Fragen gestellt und immer gesagt "What about you?" und es war so süß!
Der Kleine meinte, seine Lieblingsfarben seien dunkelblau, dunkelweiß und dunkelrot. Dunkelweiß, wie süß! *-* 
Und als ich gefragt habe, ob sie ein Lieblingsfabelwesen hätten, meinte das Mädchen "Wahrscheinlich Feen und Meerjungfrauen" und der Junge nur "Ich mag Bären". Und sein Hobby wäre Campen, obwohl er noch nie Campen war. 
Irgendwann kamen wir dann auf das Thema "Winter" und die Kleine hat erzählt, dass sie mal zusammen mit ihrer Mama eine Schneekatze gebaut haben und plötzlich dreht sich ihr kleiner Bruder zu der Mama um und sagt: "Ich will eine Schneemeerjungfrau bauen." Ich konnte nicht mehr, das war einfach so niedlich. 
Auf die Frage, ob die beiden gerne singen - zum Beispiel "Let it go" - meinte das Mädchen, dass sie das eigentlich nie wirklich singt, worauf die Mama gesagt hat: "Aber das hast du doch mit deinen Freundinnen beim Talentwettbewerb gesungen!" Dann hat sie nur schüchtern gegrinst. Ihr kleiner Bruder, eher weniger schüchtern, meinte direkt, dass er das Lied gerne singt und hat mir dann wirklich die erste Strophe und den Refrain vorgeträllert. :D
Was er auch zwei- oder dreimal gemacht hat, war, einfach genau das gleiche zu antworten wie seine Schwester und so zu tun, als wäre das allein seine Idee gewesen. Und die Kleine ist für ihr Alter schon ziemlich reif, finde ich. Ich wollte wissen, ob sie mir ein bisschen was über ihre beste Freundin erzählen kann und ihre Antwort war: "She is Irish and she's a very good person." Ich meine, sie ist erst sieben! Ich hätte in dem Alter wahrscheinlich gesagt "Meine Freundin heißt Sophie, sie ist 7 Jahre alt und wir spielen gerne mit Barbies." 
Ich war jedenfalls total begeistert, die zwei sind so unheimlich süß!
Nachdem ich mich dann eine ganze Weile mit den Kindern "unterhalten" habe, konnte ich nochmal alleine mit der Mama reden und hab ihr direkt gesagt, dass ich die letzten beiden Tage mit den Nerven etwas am Ende war und gedacht habe "Ich kann das nicht", weil ich ziemliche Angst vor der ganzen Sache habe. Und eine meiner größten Sorgen war die, dass sie damit vielleicht nicht so gut umgehen kann, aber sie hat sofort gesagt: "Oh nein! Ich will nicht, dass es dir schlecht geht deswegen! Ich bin auch total nervös" - hier eine kurze Unterbrechung, weil die Kleine ihre Mama fragend angeguckt hat und meinte: "Wieso bist du denn nervös, du wohnst doch hier". :D 
Jedenfalls war sie super verständnisvoll, was ich irgendwie nicht gedacht hätte, und meinte, ich würde hier schnell Freunde finden und sie will, dass es für uns alle ein tolles Jahr wird und sie hilft mir, so gut sie kann. Und zum Schluss hat sie mir dann mitgeteilt, dass sie mich wirklich sehr mögen und gerne mit mir matchen würden. Ich war so erleichtert und glücklich nach dem Gespräch! 
Und vorhin bekam ich dann folgende Emails:

"So…let's match! If you think you want to?!? I know it's so scary but we will make it less scary, I promise:-) we will be here to help you with everything… Driving, learning where stores are, basic stuff so that you feel comfortable. For as long as you need it. And we'll show you around, take you neat places and have a great time. If you think, you're ready, let me know when you want to arrive and we'll start the matching process…yay!"

Sooo eine liebe Nachricht! Nachdem ich mich dann bedankt habe und ihr auch ein "Danke" von meiner Mama ausrichten sollte, schrieb sie:

"Hello to your mom!:-) Tell her WE said thank you for letting her precious daughter come all the way to the U.S. to live with us for a year!!! L. (das Mädchen) screamed when I told her you said yes…and right now she is drawing you a picture for when you arrive."

Gott, ich bin so glücklich gerade! Ich habe endlich meine Familie gefundeeen! Jetzt muss ich mir "nur" noch ein Datum aussuchen und dann kann's auch schon fast losgehen! 
Dieser Eintrag ist so unendlich lang, aber ich will mich ja auch später an diesen Moment erinnern können, nicht wahr? Und ich weiß noch nicht, ob ich die Namen hier erwähnen darf, deswegen heißt es die ganze Zeit nur "die Kleine", "der Junge", "die Mama" und so weiter. Das kläre ich aber noch ab. :)




Chrissi

4 Kommentare:

  1. Liebste Chrissi,
    Das ist richtig richtig toll. Die Familie scheint echt perfekt und ich liebe Gilmore Girls, dh die Stadt ist ein Traum!!
    Ich habe jetzt schon die ganzen letzten Wochen deinen Blog verfolgt und freue mich sehr sehr sehr für dich, dass du nun diese Familie gefunden hast und endlich bereit bist. Vieeeel Spaß und ich würde mich über ganz viele Blogeinträge freuen.

    Michelle ;)

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    1. Danke, das ist lieb von dir! Ich bin auch mega glücklich *-*

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  2. Awww, total toll klingt die Familie. Du schaffst das!!! LG :-)

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